Tag 27: Auckland Central – Auckland Airport
Nein, keine Sorge, ich fliege nicht heim 😀 Der Trail führt nur direkt am Airport vorbei.
Für heute habe ich mir den Wecker gestellt. Nachdem ich ursprünglich bis ans Ende von Auckland mit dem Zug fahren wollte, habe ich mich dann doch dazu entschieden zu laufen. Seit ich auf dem Trail bin, mache ich mir ständig Gedanken darüber wie der Weg in diesem und jenem Abschnitt wird und ob ich dies oder das umgehen oder abkürzen kann. Dieses „Sorgen machen“ hat mir massiv den Spaß versaut und deshalb der Entschluss: Ich schaue mir den Weg nur noch oberflächlich an (grad so, dass ich mich halt nicht verlaufe 😀 ) und lasse mich vom Terrain überraschen. Wenns regnet während ein gatschiger Abschnitt kommt, dann ists halt so. Setzts mich eben öfters auf den Scheißer, was solls. Das „Problem“ mit der übermäßigen Planerei hatte ich ja am Jakobsweg auch schon und auch da hat der Spaßfaktor massiv darunter gelitten. Irgendwie lerne ich es anscheinend einfach nicht… genauso wie ich schon wieder zu viel Essen mithabe 😀 Apropos Essen. Endlich habe ich es geschafft mich von meinem 1,1 Liter Kochtopf zu trennen, mit dem ich schon seit Anfang an unglücklich bin. Also eigentlich ist er ja toll, aber er braucht so unglaublich viel Platz im Rucksack und außerdem koche ich eh fast nie (lang lebe der Thunfischburrito). Nachdem keiner der Wanderer, deren Nummer ich habe und die gerade in Auckland sind, etwas mit dem Kochklotz anfangen kann, wird er eben die Putzfrau glücklich machen. Oder den Mistkübel, je nachdem 😀 Zurück schicken zahlt sich absolut nicht aus, die Versandkosten sind höher als der Neupreis von dem Topf. Ironischerweise habe ich festgestellt, dass mir der dadurch gewonnene Platz im Rucksack gar nichts bringt, weil ich ja nichts anderes habe um es reinzutun. Immerhin bin ich jetzt in jeder Hinsicht erleichtert – etwa 500 Gramm mit allem Kochtopf Drumunddran. Für warme Mahlzeiten habe ich jetzt noch das 600 Milliliter Häferl, eine kleine Gaskartusche und den, noch immer unbenutzten, Minikocher. Ich habe ja meinen ursprünglichen Kocher in den Northland Forests vernichtet, falls ihr euch erinnern könnt 😀
Wo waren wir? Ahja, Wecker. Also was soll ich sagen… ihr kennt mich mittlerweile. Wecker läutet, eine Stunde später stehe ich auf und mache mich gaaaaaanz laaaaaangsam fertig. Um 9 muss ich dann aber wirklich los, immerhin sollen es mindestens 33 Kilometer werden und ich weiß nicht wie mein Fuß mitmacht. Der fühlt sich mittlerweile übrigens wieder super an und schmerzt nur noch bei bestimmten Bewegungen.
Die Innenstadt erweist sich als ein wahrer K(r)ampf. Alle paar Meter muss ich an einer Ampel warten und die Ausschilderung des Weges ist mehr als dürftig. Im Endeffekt muss ich etwa 12 Kilometer durchgehend mit dem Handy in der Hand durch das Gassenwirrwarr navigieren. Dabei treffe ich auf Carol. Die Schweizerin hat heute den Trail von Auckland aus gestartet und ich kann einfach nicht Widerstehen ihr einen kleinen Vorgeschmack auf das zu geben, was sie erwartet. Sie ist aber erstaunlich gut vorbereitet (wesentlich besser als ich haha) und hat nur ein klein wenig Angst vor den Rivercrossing. Wo ich ihr versucht habe ein bisschen Mut zu machen, denn auf dem TA wird man sehr schnell Rivercrossingerprobt und nimmt, wie bereits in einem anderen Blogeintrag erwähnt, Flüsse, die nichtmal bis zu den Knien gehen, gar nicht mehr als Hürde wahr.
Wir gehen gemeinsam bis zu ihrem Tagesziel, einem Campingplatz wo auch Susann vorhat zu übernachten. Ich will aber auf jeden Fall noch ein gutes Stück weiter und bitte Carol Grüße zu überbringen, sofern sie auf Susann trifft.
Der kommende Abschnitt ist wirklich schön zu gehen. Ein präperierter Weg führt am Rande Aucklands durch viel Grün und auch durch ein Vogelschutzgebiet, in dem es sich eine Vogelart gemütlich gemacht hat, die aussieht wie schwarze Gänse (vielleicht waren es ja auch schwarze Gänse 😀 ). Ein wenig verwundert bin ich schon, dass die Landschaft so wild und unberührt aussieht, obwohl ich ja eigentlich mitten in Auckland bin.
Leider wechselt man direkt danach auf eine gut befahrene Straße ohne wirklichen Grünstreifen, was den Gesamttageseindruck etwas trübt.
Am Flughafengelände angekommen, halte ich Ausschau nach einer Unterkunftsmöglichkeit. Wirklich informiert habe ich mich vorher nicht, nur festgestellt, dass sich kein Campingplatz in akzeptabler Reichweite befindet. Wieder mal gut gemacht 😀 ABER es ploppt ein Ibis Budget Hotel vor mir auf. Also buche ich mir die handelsübliche Ibis Besenkammer und stelle mich mindestens eine halbe Stunde unter die heiße Dusche. Der permanente Wind, gepaart mit immer wieder einsetzendem Regen, hat in mir ein Fröstelgefühl ausgelöst.
Erster Eindruck von meiner neuen Ausrüstung. Schuhe: Bequem, aber scheinen vom Material her sehr weich zu sein. Fangen schon jetzt nach den paar Kilometern an sich in die für meine Schuhe übliche nach innen abfallende Form zu begeben. Hose: Liebe ich jetzt schon heiß. Das Ding ist eine Badehose/Hikingshort Combo und dementsprechend luftig. Vorallem rutscht sie mir nicht permanent runter 😀 Socken: Flauschig, fluffig. Wesentlich besser als die Smartwoolsocken. Aber abwarten bis sie nass werden. Befürchte, dass das unter Umständen unlustige Züge annehmen könnte.
Für morgen habe ich wieder eine längere Etappe geplant. Solange das Gelände größtenteils flach ist (was ganz unübliches für Neuseeland), möchte ich gerne ein paar extra Kilometer machen. An solchen Tagen steigt in mit richtige Wanderlust auf. Bei den letzten Etappen war ich schon ziemlich demotiviert, weil das „durchs Gelände kämpfen“ nicht das ist, was mich an einem Trail interessiert. Umso mehr freue ich mich auf die Südinsel. Auch wenn dort die Höhenmeter drastisch nach oben gehen (man beachte das Wortspiel), ist das für mich eher Wandern als sich durch Gebüsch und Schlamm zu kämpfen. Was natürlich nicht heißt, dass mir das im Süden komplett erspart bleibt 😀
Übrigens: Der Trail führt in Auckland auch auf den Mount Eden. Streng der Prämisse folgend nichts zu umgehen, bin ich da natürlich rauf und habe festgestellt… das ist ein Vulkan! Mitten in Auckland! Ein Vulkan! Faszinierend.